Sportzentrum Zuchwil

Wie barrierefrei ist das Sportzentrum?

Die schräge Verbindung im Sportzentrum Zuchwil zwischen Lift und Restaurantbereich hat der Normalsterbliche bisher vielleicht als Erleichterung wahrgenommen. Muss er doch keine Treppenstufen erklimmen. Dass der leichte An- oder Abstieg aber Sinnmacht, merkt manerst, wenn ein Rollstuhlfahrer die Rampe befährt. Klar, so ist gewährleistet, dass dieser auch das Restaurant benutzen kann. Barrierefreiheit heisst für Rollstuhlfahrer oder Sehbehinderte das Zauberwort. Was dazu nötig ist, zeigt ein Besuch mit Achim Bader im Sportzentrum. Bader ist betroffen von einer Mobilitätsbehinderung und auf den Rollstuhl angewiesen. Als Präsident der Selbstvertretung Kanton Solothurn, einem Verein von Direktbetroffenen, setzt er sich für Barrierefreiheit ein. Er arbeitet bei Pro Infirmis, wo er die neue Dienstleistung «Digitale Zugänglichkeitsdaten» betreut, und er ist ein Nutzer der Tragluftschwimmhalle.

Sportzentrum
Rundgang mit Direktor Urs Jäggi und Nutzer Achim Bader, der auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Informationen zur Zugänglichkeit

Barrieren Personen mit einer Beeinträchtigung oder Behinderung stossen im öffentlichen Raum immer wieder auf bauliche Barrieren. «Wollen wir am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, müssen wir Mobilitätsbehinderte viel mehr Überlegungen anstellen.»
Fragen seien beispielsweise:«Komme ich ins Gebäude hinein, hat es einen Rollstuhlparkplatz oder ein Rollstuhl-WC?», erklärt Bader. In die Bresche springt Pro Infirmis, indem sie Zugänglichkeitsdaten zu öffentlichen Gebäuden notiert. Dies geschieht mit einer Applikation im Internet. Richtschnur ist die gültige Baunorm (SIA 500) für hindernisfreies Bauen.

Die Zugänglichkeit wird geprüft und elektronisch erfasst. Mit den Daten werden bestehende Plattformen gefüttert.

Beispielsweise kann man auf search.ch«SportzentrumZuchwil» eingeben und erhält durch Piktogramme Informationen zur Zugänglichkeit. Klickt man auf die Piktogramme, öffnet sich eine Seite, auf der mit Fotos und Beschreibungen die Zugänglichkeit des Sportzentrum beschrieben wird. Von Solothurn sind bereits die Daten von 200 Gebäuden erfasst. (uby)

Nicht ganz perfekt,«aber kein Problem»

Mit der Umgestaltung des Freibadbereichs konnten die Anliegen der Behindertenorganisation Procap miteinfliessen. Beispielsweise die lange Rampe im Aussenbereich mit maximal 6 Prozent Steigung, die den Zugang zu den neuen Garderoben gewährleistet, oder viel Platz in einer separaten Garderobe für Behinderte. Nicht ganz perfekt ist der Weg in die Traglufthalle. Während die Badegänger direkt von der Garderobe in die Traglufthalle spazieren können, muss der Rollstuhlfahrer umgezogen – unter Umständen bei Minustemperaturen – nochmals an die frische Luft und einige Meter zum Personal- und Betriebseingang fahren, wo ihm eine Assistenz durch die Schleuse lotst. «Etwas umständlich, aber kein Problem», findet Achim Bader. Neben dem gedeckten 50-Meter-Bassin des Freibads steht der mobile Badelift, der vom Hilfspersonal an den Bassinrand gefahren wird. Auf diesem sitzend, taucht der Nutzer bequem ins Wasser. Achim Bader hat den Lift als Ersternutzen dürfen. «Wir haben uns gegen einen fix installierten Badelift entschieden», erklärt Geschäftsleiter Urs Jäggi, «damit wir den Lift rund ums Bassin einsetzen können.» Über 14000 Franken hat das Gerät gekostet, das zu einem Drittel durch die Schweizerische Stiftung Cerebral bezahlt wurde. 

Die Kosten sind immerwieder ein Thema beider Schaffung von Barrierefreiheit. Ein Beispiel, das diese Thematik verdeutlicht, ist der Ersatz der Knöpfe im Lift durch Knöpfe mit Brailleschrift. Als Jäggi die Offerte las, habe er zuerst einmal leer geschluckt. Jäggi setzt, wennmöglich, auf die Sensibilisierung des Personals für die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. «Wenn wir zum Beispiel den Boden kennzeichnen, wie man das müsste, reden wir von mehreren zehntausend Franken. Stimmen da Aufwand und Ertrag noch?» Nicht alles müsse mit grossem finanziellen Aufwand bereitgestellt werden. Manchmal helfe auch geschultes Personal, das assistieren kann. Achim Bader weist auf das Behindertengleichstellungsgesetz hin: «Bis 2024 müssen die öffentlichen Gebäude zugänglich sein. Aber es braucht sicher in vielen Sachen einen Kompromiss. Die Schulung des Personals weist in eine richtige Richtung.» Es sei aber auch gut, mit kleinen Dingen zu starten. «Es wäre utopisch, zu verlangen, bis 2024 alles umzusetzen.»

«Wichtig ist, dass das Angebot genutzt wird»

Die Zusammenarbeit von Bader und Jäggi hat schon zu diversen Verbesserung eingeführt, die insbesondere für Sehbehinderte wichtig sind. So wurde im Aussenbereich ein Handlauf an einer Treppe angebracht, eine wertvolle Hilfe für Sehbehinderte, aber auch ältere Freibad-Nutzer. Treppenstufen sollen mit schwarzen Linien akzentuiert werden, Glasscheiben werden markiert.
Ein Beispiel dafür ist der Lichtsensor in der Garderobe, der Personen im Rollstuhl gar nicht richtig erkannt hat. Dieser wurde nun angepasst. Ziel sei es nicht, perfekte Bedingungen herzustellen. «Wichtig ist, dass möglichst viele Menschen mit einer Behinderung das Angebot im Sportzentrum nutzen», hofft Bader.

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