HAUPTSTRASSE DERENDINGEN

Erstmals Markierungen für Sehbehinderte 

Auf der Hauptstrasse in Derendingen sollen sich Blinde künftig dank sogenannten taktilen Markierungen selbstständig bewegen können.

Solothurner Zeitung | Rahel Meier

Wer an behinderte Menschen denkt, sieht meist einen Menschen im Rollstuhl vor sich. Selten denkt man an Sehbehinderte oder Blinde. Letztere stehen bei der Sanierung der Hauptstrasse in Derendingen aber speziell im Fokus. Erstmals wird eine Strasse im Kanton Solothurn durchgehend mit sogenannten taktilen, also ertastbaren, Markierungen für sehbehinderte und blinde Menschen ausgerüstet. Der Hintergrund: Handicapierte oder behinderte Menschen sollen sich auf der Strasse genau gleich sicher bewegen können wie Nichtbehinderte. Das steht in der Behindertenrechtskonvention, die auch in der Schweiz umgesetzt wird. Noch nicht überall ist man allerdings so weit.

Wieso gerade die Hauptstrasse in Derendingen? «Die Hauptstrasse führt mitten durch das Zentrum der Gemeinde. Läden, Bank, Post, Gemeindeverwaltung und Kirchen liegen direkt an der Hauptstrasse. Zudem bewegen sich hier viele Menschen zu Fuss», begründet Peter Portmann (Projektleiter Sanierung Hauptstrasse Derendingen beim Amt für Verkehr und Tiefbau).

Richtlinien regeln Ausführung der Massnahmen

Dass das richtige Platzieren der Markierungen, auch mit gutem Willen von allen Seiten, nicht immer ganz einfach ist, hat ein Rundgang mit Peter Portmann und Thomas Biedermann (Interessenvertreter Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband Sektion Aargau-Solothurn) gezeigt. Portmann und Biedermann sind die Hauptstrasse in Derendingen gemeinsam abgelaufen und haben sich jede Strassenquerung und jeden Fussgängerstreifen angesehen und die gewünschten Markierungen besprochen. Als Grundlage dienen dabei Richtlinien, die der Verband Schweizerischer Strassenfachleute zum Thema «Fussgängerverkehr, hindernisfreier Verkehrsraum»

Dritte Etappe ist bereits im Bau

Sanierung Hauptstrasse Die zweite Etappe der Umgestaltung und Sanierung der Hauptstrasse in Derendingen ist praktisch fertig. Die Strasse wurde zwischen Kreuzplatz und der Querung des Grüttbachs auf Höhe der beiden Kirchen nicht nur saniert, sondern auch umgestaltet. Speziell fällt der gelbe Mittelstreifen auf, der als Mehrzweckstreifen dient. Er dient unter anderem dazu, einfacher links abbiegen zu können. Fahrzeugen dient er somit als Abbiegespur, sodass der Durchgangsverkehr nicht behindert wird. Er ist aber auch Warteraum und hilft Fussgängern oder Velofahrern, die Strasse sicherer zu queren. Der Streifen darf zum Überholen von Velos genützt werden. Er ist aber immer wieder durch Inseln und Warnpfosten unterbrochen, damit er nicht als reine Überholspur missbraucht wird. Für das Markieren von Radstreifen wäre zusätzlicher Landerwerb ab Privatgrundstücken notwendig gewesen. Eine Mitwirkung zeigte, dass dies nicht realisierbar ist. Beidseitige Radstreifen sind deshalb erst in der nächsten Bauetappe ab Restaurant Höfli bis Dorfende im Oberdorf vorgesehen. 

Auffallend ist die neue Beleuchtung zwischen Floraplatz und Gemeindeverwaltung. Projektleiter Peter Portmann (Amt für Verkehr und Tiefbau) erklärt dies so: «Dieser Bereich der Strasse liegt mitten im Zentrum der Gemeinde. Er darf und soll anders erscheinen.» Die Kandelaber wurden von der Gemeinde Derendingen ausgesucht und aufgestellt. Integriert ist die Möglichkeit für eine Beflaggung. Der Strassenraum wurde zudem mit Bäumen und neuen kleinen Plätzen gestaltet. Neben den Arbeiten an der Strasse gibt es mit der dritten Etappe, die gestartet ist, auch eine neue Abdeckung über den Grüttbach. Die dritte Etappe sollte im Herbst beendet sein, hofft Portmann. Parallel zu den Arbeiten in Derendingen wurde mit den Arbeiten am provisorischen Kreisel in Biberist gestartet. Dieser wird im Kreuzungsbereich von Derendingenstrasse/Gerlafingenstrasse/ Werkstrasse erstellt. Der Kreisel soll unter anderem das Linksabbiegen von Derendingen her nach Gerlafingen erleichtern. «Damit kann der Bus, der über diese Kreuzung muss, seinen Fahrplan besser einhalten», erklärt Peter Portmann. Wenn dann im kommenden Jahr die vierte Etappe in Derendingen gestartet wird, wird der Verkehr nach Biberist umgeleitet – auch dann dient der Kreisel dazu, den Verkehr zu verflüssigen. (rm)

Diese Markierungen werden angebracht.

— Aufmerksamkeitsfelder: Sie zeigen an, dass sich etwas verändert; 

— Richtungsfelder: Sie zeigen einen Richtungswechsel an; 

— Abschlussfelder: Sie zeigen an, dass es wieder an einem sicheren Ort weitergeht; 

— Leitlinien: Sie weisen die Richtung; 

— Einstiegsfelder: Sie zeigen Sehbehinderten und Blinden an, wo sie in einen Bus oder Zug einsteigen können.

Markierungen zeigen an, dass hier etwas passiert

Sehbehinderte und blinde Menschen orientieren sich im öffentlichen Raum unter anderen an Randsteinen. Markierungen sind dort nötig, wo ein sicherer Weg, beispielsweise ein Trottoir verlassen, und ein Hindernis, beispielsweise eine Nebenstrasse, überwunden werden muss. Treppenstufen und Absätze sind für Blinde ebenfalls unfallgefährlich. Blinde und Sehbehinderte können die Markierungen mit dem Blindenstock, den sie bei sich tragen, ertasten und sich so selbstständig im Alltag bewegen. Für Thomas Biedermann ist es wichtig, dass auch bei Läden, Bushaltestellen, bei der Poststelle oder einer Bank Markierungen angebracht werden. Hier braucht es aber teilweise Goodwill, denn im Gegensatz zum Strassenareal, das dem Kanton gehört, sind die Zugänge zu Gebäuden in aller Regel in Privathand.

Link: OT-Beitrag

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